Workshop des Kompetenznetzes „Institutionen und institutioneller Wandel im Postsozialismus“, München 21.-22.11.2014
Empirische Studien zur Politischen Kultur in Russland und anderen postsowjetischen Staaten haben beobachtet, dass politische Meinungen und Präferenzen stärker durch Wertvorstellungen geleitet werden als durch persönliche Alltagserfahrungen oder ökonomische Interessen. Dieses Phänomen wurde damit erklärt, dass viele Bürger/-innen die materiellen Konsequenzen ihrer Wahlentscheidungen nicht antizipieren können, da keine politischen Parteien mit kohärenten Programmen und klaren Handlungsalternativen existieren. Stattdessen dominiere die Polarität von Staatsmacht und Opposition. Nach dem Ende des staatssozialistischen Systems herrsche große Unsicherheit über gesellschaftliche und politische sowie nationale und moralische Leitbilder; zudem sei die politische Agenda durch Grundsatzfragen statt durch inkrementale Adjustierungen wie in den westlichen Demokratien geprägt.